Montag, 27. Mai 2013

In meinem Himmel: Alice Sebold - Rezension

Inhalt (Klappentext):

Susie Salmon führt das ganz normale Leben eines Teenagers in einer amerikanischen Kleinstadt - bis zu jenem Tag im Dezember, als sie allein durch ein Maisfeld nach Hause geht. Ein Nachbar hat ihr aufgelauert, ein Mann, der sie vergewaltigen, töten und ihre Leiche verschwinden lassen wird. Aber Susies Existenz ist damit nicht ausgelöscht. Von "ihrem Himmel" aus verfolgt sie das Leben auf der Erde, beobachtet, wie die Polizei nach ihrem Mörder sucht, während ihre Freunde und ihre Familie mühevoll nach Wegen suchen, um den Verlust zu verarbeiten. Bis die Wunden vernarbt sind und die fragile Balance menschlicher Existenz wiederhergestellt ist. Und bis auch Susie ihren Seelenfrieden finden kann...

                            deutsche Version:                                           Originalband:
                  


"Mein Nachname war Salmon, also Lachs, wie der Fisch; Vorname Susie - Ich war vierzehn, als ich am 6. Dezember 1975 ermordet wurde."

Cover:

Mir gefallen beide Cover sehr gut! Das deutsche Cover sieht so schlicht und dabei wunderschön aus. Die Schneekugel (mit einem kleinen Riss) passt wirklich gut zur Geschichte, denn im Prolog und an einigen Stellen im Buch kommt eine vor, nicht mit einem Haus darin. Aber im Zusammenspiel mit diesem, könnte man assoziieren, dass es sich dabei um Susies Elternhaus und ihre perfekt scheinende Welt geht, die durch ihren Tod einen Riss bekommt und nichts mehr so ist wie vorher. Das Cover des Originalbandes passt ebenfalls, denn dort sieht man ein Bettelarmband, dass für Susie eine große Rolle in ihrem Leben spielt.

Meine Meinung:

Mit diesem Roman hat Alice Sebold wirklich ins Schwarze getroffen! Sie hat ein fantastisches Buch geschrieben, mit vielen Wendepunkten, einer packenden und zugleich erschreckenden Geschichte und vielen sympathischen Charakteren und das, obwohl sie alles an ihrem eigenen Körper erleben musste! "In meinem Himmel" ist in einen Prolog, 23 Kapitel und einen Epilog namens "Gebeine", eingeteilt. Jedes Kapitel davon, jede Seite lässt sich flüssig lesen und regt durch ihren sehr guten Schreibstil, der niveauvoll zu sein scheint, zum Nachdenken an. Ich habe vorher noch kein Buch von Alice Sebold gelesen, bin allerdings davon überzeugt, dass alle guten Kritiken ihrer anderen Bücher zurecht sehr positiv ausgefallen sind. Absolut mitreißend war die Handlung, die Geschichte um die Vergewaltigung Susies. Es war erschreckend und zunächst wollte ich es nicht wahrhaben, dass es wahrscheinlich oft so abläuft, nur keiner etwas davon mitbekommt, wenn junge Frauen vergewaltigt werden. Ich finde, sich an solch ein heikles Thema zu wagen und dann auch noch so eine spannende Story daraus aufzubauen, verdient Respekt! Und, wie man es sich vielleicht schon denken kann, kann so eine Thematik natürlich nicht ohne Emotionen funktionieren. Die Reaktionen ihrer Freunde und vor allem ihrer Familie war so etwas von traurig und leider realistisch, dass ich mir oft ein paar Tränen habe verkneifen müssen.
(Diese Szene, die relativ spät im Buch kam, war der Punkt, an dem ich wirklich weinen musste! Als kleine Erklärung am Rande: Nach Susies Tod haben sich ihre Eltern getrennt und nach vielen Jahren der Einsamkeit beider Elternteile, führt sie ein weiterer kleiner Schicksalsschlag wieder zusammen.)

"Du musst dich runterbeugen", sagte er "Ich bin immer noch ein kranker Mann." Und ich sah zu, wie meine Eltern sich küssten. Sie behielten dabei die Augen offen, und meine Mutter war diejenige, die zuerst weinte, deren Tränen auf die Wangen meines Vaters tropften, bis auch er weinte."
- Seite 329

Susies Vater Jack hat das ganze scheinbar am meisten mitgenommen und er zeigt seine Trauer ganz offen, weint sehr oft und kann nicht mehr klar denken. Seine Gedanken über Susies Tod, was er vielleicht alles falsch oder richtig gemacht hat, all das führt er sich jahrelang wieder zu Gemüte, wiederholt jeden Gedanken millionenmal und kommt doch zu keinem Ergebnis, außer zu einer nicht zu füllenden Leere, die er jedesmal spürt, wenn er an seine junge Tochter denkt. Besonders berührend war es zu sehen, wie eine Familie an so einem Schicksalsschlag zerbrechen kann, was man an dem Cover gut erkennen kann. Doch dieses Buch ist natürlich nicht nur traurig! Dadurch, dass es Passagen gibt, in denen Susie aus ihrem eigenen Himmel spricht und ihre Freunde und alle Angehörigen beobachtet, wirkt alles unrealistisch, aber reizvoll. Es passt einfach und so etwas wurde gebraucht, um die Geschichte nicht zu melancholisch klingen zu lassen.
Ein wirklich bewegendes Buch, das 8/10 Punkten allein durch seine Tiefgründigkeit, die man bei einem Roman über ein solches Thema vielleicht nicht erwartet, verdient!

In meinem Himmel
Alice Sebold
381 Seiten
Manhattan
ISBN: 978-3-4424-5836-3
8,95€

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